Expertenmeinung
Ein erfolgreicher Börsengang beginnt lange vor dem Gong. Manuel Taverne (20 Jahre IR-Praxis u. a. Polytec, FACC, Knaus Tabbert) macht im Gespräch mit Host Peter Heinrich klar: Wer die Equity Story erst nach dem Listing schärft, startet mit Vertrauensminus. Kernpunkte sind ein belastbarer Track Record, saubere Prozesse (Reporting, Governance, Quartals-/Zwischenberichte) und Sichtbarkeit - von Kapitalmarkt-PR über Interviews und Podcasts bis zu einer gut gefüllten IR-Website. Prospekte sind Pflicht und technisch, die Kür ist die frühzeitige Platzierung der Story und ein breiter Corporate-Access-Ansatz mit den richtigen Banken.
Pre-Marketing ("Pilot Fishing") misst sich an ehrlichem Feedback, nicht an Lautstärke. Für Bookbuilding und Emissionspreis liefert IR Marktstimmen, steuert aber nicht die Bewertung - Ziel bleibt eine positive Erstnotiz statt "gefloppt"-Überschrift. Verschiebungen entstehen meist an zwei Stellen: Preisvorstellungen (Altaktionäre vs. Unternehmensinteressen) und plötzliches Marktumfeld. Abbruch? "Bis fünf vor zwölf" möglich - solange die Tinte nicht trocken ist.
Nach dem ersten Kurs fängt die eigentliche Arbeit an: Guidance, die ersten Quartale und kontinuierliche Information, um das typische Post-IPO-Kursloch zu vermeiden. Entscheidend ist außerdem die Allokation: Nicht nur "Long-only", sondern eine sinnvolle Streuung inklusive Retail-Investoren erhöht Liquidität und Stabilität. Tavernes Fazit: IPO-Readiness ist Chefsache, wer früh beginnt, konsistent kommuniziert und Beziehungen wie ein Guthabenkonto pflegt, hat die besten Chancen auf nachhaltigen Kapitalmarkterfolg.