Ein Gastbeitrag von Nicolas Sender
Eine pauschale Antwort auf die Frage gibt es nicht. Insbesondere kommt es auf das persönliche Anlageziel, die Risikobereitschaft, den möglichen Zeiteinsatz und auch auf den zur Verfügung stehenden Investitionsbetrag an. Es gibt immer wieder Diskussionen zwischen überzeugten Anlegern im Immobilien- und im Aktiensektor. Beide Seiten verfügen über jeweils eigene Argumente für ihren Favoriten. Im Folgenden findet sich eine neutrale Einschätzung, beruhend auf sachlichen Informationen.
Ein Vorteil im Bereich der Immobilien liegt in der Möglichkeit, durch eine Darlehensaufnahme Kapital für das Investment zu erhalten. Seit die Nullzinspolitik bei uns Einzug gehalten hat, nutzen immer mehr Menschen die Möglichkeit, zu Wohneigentum zu kommen. Kredite, beispielsweise für den Kauf oder Bau eines Hauses, werden von Banken in der Regel problemlos gewährt. Vor allem online gibt es interessante Angebote, darunter Darlehen ohne Vorkosten oder Schufa. Selbst ohne Eigenkapital lässt sich eine Finanzierung stemmen. Allerdings raten Experten von dieser Alternative ab, da diese Vorgehensweise risikobehaftet ist. Ein negatives Beispiel dafür ist die Immobilienkrise in den USA, die im Jahr 2007 begann – unzählige Menschen verloren ihre Häuser an die Geldinstitute.
Auf die Frage „Ist es sinnvoll, die Finanzierung eines Wertpapierkaufes durch einen Ratenkredit vorzunehmen?“ erhält man von den meisten Fachleuten ein klares nein. Die Investition in Aktien ist ausnahmslos riskant. Sinkt ihr Wert plötzlich in den Keller, erwartet das Kreditinstitut weiterhin die Rückzahlung der vollen Darlehenssumme plus Zinsen. Damit Haus und Hof nicht aufs Spiel gesetzt werden, kommt nur für routinierte Anleger, die über einen guten finanziellen Rückhalt verfügen, eventuell ein Wertpapierkredit infrage. Banken erkennen teilweise das Depot eines Kunden als Sicherheitsleistung an. Mit deutlichen Abschlägen ist jedoch zu rechnen: Selbst erfolgversprechende Aktien werden in der Regel nur mit einem Betrag von 50 Prozent ihres Wertes beliehen.
Der Aktienmarkt unterliegt einer starken und kaum vorhersehbaren Volatilität. Hingegen gelten Immobilien im Allgemeinen als wertbeständiger und damit sicherer. Tatsächlich können innerhalb weniger Tage Wertverluste von 40 Prozent bei Fonds entstehen, selbst wenn sie breit gestreut wurden. Es ist möglich, dass eine Kurserholung erst nach Jahrzehnten eintritt, theoretisch auch gar nicht mehr. Bei Aktien besteht jederzeit die Gefahr eines Totalverlustes. Dies kommt zum Beispiel vor, wenn eine Gesellschaft Insolvenz anmelden muss. Darüber hinaus ist die Planbarkeit in Bezug auf Dividenden nur begrenzt. Entscheidet sich eine Aktiengesellschaft für die Investition ihrer Gewinne in eine Expansion, werden sie nicht ausgeschüttet. Stehen nicht gerade Mietausfälle oder –minderungen an, gibt es bezüglich der Mieteinnahmen keine unvorhergesehenen Schwankungen. Weiterhin wird Immobilien eine langfristige Wertsteigerung zugesagt. Es gibt jedoch auch einige Fallbeispiele dafür, dass Immobilien im Laufe der Zeit an Wert verloren haben. Beispielsweise kann sich durch überraschend anfallende Kosten für das Objekt die Mietrendite mindern, womit es vorübergehend unprofitabel wird. Interessant ist eine Studie des Instituts für Wirtschaft Köln: Demnach verloren über sieben Prozent der privaten Vermieter im Jahr 2015 Geld mit ihren Immobilien.
Aus Vorstehendem ergibt sich, dass weder Aktien noch Immobilien generell als sichere Investitionsobjekte bezeichnet werden können. Je nach Wahl gibt es in beiden Bereichen Risiken. Tatsache ist: Jede einzelne Anlage beinhaltet Unsicherheiten, eine Garantie auf Gewinne gibt es nicht.
Inhalt des Gastbeitrages wird von BRN AG nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der BRN-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von BRN AG ausdrücklich ausgeschlossen!