Ein Gastbeitrag von Alejandro Quintana Martinez
Die Börse thront scheinbar allmächtig über der Wirtschaft und zeigt an, wohin der Markt uns führt. Weisen die Kurven nach unten, ist allgemeine Hektik angesagt, die Mundwinkel hängen nach unten, die Trader schütteln die Köpfe. Geht es dann wieder hinauf, strahlen die Gesichter, ein guter Deal jagt den Nächsten und die Medien berichten begeistert vom Aufschwung. Für viele Normalbürger bleibt die Börse trotz ihrer ständigen Präsenz ein Geheimnis – oder zumindest scheint sie meilenweit entfernt vom wirklichen Leben. Im Grunde hat sie aber Einfluss auf uns alle, zumindest was den Geldbeutel betrifft. Allerdings oft so indirekt, dass wir es gar nicht merken.
Die Börse ist ein Handelsplatz, auf dem noch eifrig gefeilscht werden darf – und soll. Wie auf einem analogen Marktplatz kommen hier Käufer und Verkäufer zusammen, doch die Waren, um die es geht, sind unsichtbar. Es handelt sich um Anteile an Unternehmen, auch Aktien genannt, aber auch um Derivate, Termingeschäfte und Rohstoffe. Letztere sind natürlich auch nicht in physischer Form vor Ort, sondern nur auf dem Papier. Ob Weizen, Kaffee, Rohöl oder Edelmetalle: Die Nachfrage an der Börse bestimmt in diesem Fall den Wert der realen Waren. Kauf und Verkauf erfolgen auf elektronischem Wege unter streng festgelegten Regeln. Sogar die Sprache an der Börse ist eine ganz eigene, Außenseiter verstehen beim Zuhören erst einmal nur Bahnhof. Das schnelle Online Poker um das große Geld läuft in Kürzeln ab, damit die Verständigung möglichst wenig Zeit in Anspruch nimmt. Denn: Nirgendwo sonst auf der Welt passt der Spruch "Zeit ist Geld" besser als an der Börse!
Spekulanten möchten natürlich ihre Aktien zu einem möglichst niedrigen Preis erwerben, den Wert steigen sehen und später dann mit deutlichem Gewinn verkaufen. Als Aktionäre dürfen Sie in der Firmenpolitik mitbestimmen, indem Sie sich an Abstimmungen zur Hauptversammlung beteiligen. Gewinnanteile werden als Dividende ausgezahlt, das ist ein guter Anreiz, das Unternehmen in die richtige Richtung zu lenken. Aktienbesitzer können also ganz eklatant von ihrem Einkauf der Börse profitieren, wenn sie denn den richtigen Riecher haben. Aber auch die Firmen, die sich dazu entschließen, an die Börse zu gehen, haben ihre Vorteile. Solange sie ihren guten Ruf wahren, erhalten Sie immer wieder frisches Geld aus vielen verschiedenen Geldbeuteln. Manchmal sind es richtig große Summen, aber auch viele kleine Aktienkäufe ergeben einen ordentlichen Betrag. Diese Finanzen lassen sich dann wieder in den Firmenkreislauf einbringen, um auch für die Zukunft gut gerüstet zu sein.
Die Hauptaufgaben des Traders ist die Überwachung der Finanzmärkte und je nach Marktsituation, der Kauf oder Verkauf von Aktien, Rohstoffen und Währungen. Jeder Privatmensch kann diese Tätigkeit für sich selbst ausüben, denn nicht nur als Neuling lernen Trader tagtäglich dazu, um an den komplexen Finanzmärkten zu überleben. Die Grundprinzipien und Strategien von Pokerspielern ähneln in vielerlei Hinsicht denen eines Traders. Die wichtigsten Fähigkeiten eines Spielers liegen in Aggressivität, Konzentration und Geduld an den richtigen Stellen Flexibilität sowie eine große Portion Glück gehören ebenfalls dazu. Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass ein Pokerspieler im Grunde ebenfalls ein Trader ist, nur die Umgebung ist anders definiert. Am Ende geht es beim Texas Hold‘Em und Omaha Hi-Lo auch um nichts anderes als darum, sein eingesetztes Geld nach Kräften zu vermehren. Dafür werden statt Aktien Jetons auf den Markt geworfen, die den Wetteinsatz auf die eigenen Karten darstellen. Wer viel investiert, der kann auch viel verlieren – aber noch größere Summen gewinnen.
Kein Unternehmen muss am Börsengeschehen teilnehmen, das ist alles andere als eine Pflicht. Aber viele Firmen entscheiden sich aus freien Stücken dafür, weil sie daraus ihre eigenen Vorteile ziehen. Zuerst sind die Möglichkeiten der Finanzierung aus Eigenkapital zwangsläufig begrenzt: Sie reichen immer nur so weit wie der aktuelle Kontostand. Dann gibt es noch die Möglichkeit zur Kreditaufnahme, was natürlich mit Zinszahlungen behaftet ist und einen gewissen Schuldenberg anhäuft. Vielleicht ist die Bank auch gar nicht gewillt, die geplante Betriebserweiterung mit geliehenem Geld zu unterstützen. Der Börsengang eröffnet dann dem Unternehmen einen Zugang zu einem gewaltigen, schier endlosen Kapitalmarkt, von dem es sich Anteile erhofft. Durch die Entscheidung, Aktien herauszugeben, erhöht sich normalerweise der Bekanntheitsgrad einer Firma, weil sich nun viele interessierte Augen auf das vorhandene Portfolio heften. Dem Management und den Mitarbeitern eröffnet sich außerdem die spannende Möglichkeit, in die eigene Firma zu investieren und sich so am Kapital zu beteiligen. Das schafft Zusammenhalt und steigert sicher auch die Identifikation mit den eigenen Produkten oder Dienstleistungen.
Das Eigen- und Grundkapital wird dabei genau bemessen und anschließend durch die Zahl der Aktien dividiert. Sind 1 Million Euro Kapital vorhanden, die auf 1.000 Aktien aufgeteilt werden, dann besitzt jedes Wertpapier einen Nennwert von 1.000 Euro: So einfach ist das – und dann wird es doch wieder komplizierter. Denn der Emissionskurs liegt meistens höher als der Nennwert, die Aktien werden also oft teurer verkauft als sie eigentlich sind. Die sogenannten Emissionsbanken begleiten den Börsengang und setzen diesen Einstiegskurs fest. Der Erlös aus diesem Aktienverkauf nennt sich Emissionsvolumen, dieses fließt in die Kasse des Unternehmens. Vielleicht ist das 10-Prozent-Buy-in damit schon wieder wettgemacht und so jeder Verlust schon jetzt ausgeglichen.
Die nachfolgenden Kurse werden dann wie gehabt durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sodass der Aktienpreis ständig schwankt und sehr selten durch Zufall zurück zum eigentlichen Nennwert kehrt. Den Erlös aus dem Aktienverkauf kann die Firma vollumfänglich behalten und muss sie niemanden zurückzahlen. Dafür erhalten die neu gewonnenen Aktionäre ihre schon erwähnte Gewinnbeteiligung, wenn das Unternehmen erfolgreich ist. Bei positiver Entwicklung steht es der Firma auch in Zukunft offen, frisches Kapital durch erneute Platzierung von Aktien zu generieren.
Die größten Börsen der Welt befinden sich in London, New York, Frankfurt am Main, Shanghai und Tokio. Der moderne Aktienhandel jedoch läuft hauptsächlich auf elektronischem Wege ab und hat den analogen "Parketthandel" in großen Teilen abgelöst. Auch telefonische Kontakte sind nach wie vor möglich und werden gern in Anspruch genommen. Voll im digitalen Trend liegen Computerbörsen, die durch Programme gesteuert sind, die teilweise sogar die Kommunikation übernehmen. Die allererste Börse eröffnete übrigens 1409 in der belgischen Handelsstadt Brügge, die reiche Kaufmannsfamilie van der Buerse gab ihr wahrscheinlich ihren Namen. Damals waren Augenkontakt und Handschlag noch nicht aus dem Geschäft wegzudenken, das hat sich in den letzten 600 Jahren grundlegend geändert. Trotzdem blieben die ewigen Marktgesetze bis heute bestehen und werden sicher auch noch in Zukunft gelten.
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